Stamser Dorfbühne übernimmt Vorreiterrolle in Sachen Gebärdensprache
Zum fünften Mal präsentierte die Stamser Dorfbühne eine Produktion im Saal der Don-Bosco-Schwestern. Nach den Stücken „Und oben wohnen Engel“, „Ein Blitz aus heiterem Himmel“, „Die schleichende Gsundheit“ und dem Jugendstück „Der Deal“ hat sich die Stamser Dorfbühne auch dieses Jahr für ein traditionelles Volksstück entschieden.
Wie in den vergangenen Jahren sorgten die Theaterabende bei der Stamser Dorfbühne für volle Festsäle. Allerdings unterschied sich das Regiekonzept maßgeblich von dem der letzten Jahre. War es am Beginn der renommierte Schauspieler und Regisseur Pepi Grießer, der mit Rat und Tat bei den Proben zur Seite stand, so wurde heuer das Lustspiel „Der irre Theodor“ von Emil Stürmer vom leidenschaftlichen Regisseur Peter Schaber, ganz nach seiner Facon, ideenreich, spritzig und äußerst humorvoll inszeniert. Es war ein Generalangriff auf die Lachmuskeln der zahlreichen begeisterten Zuschauer. Er hat es verstanden jede einzelne Spielerin / jeden einzelnen Spieler in die entsprechende Rolle einzusteigen zulassen. Jeder und Jede überzeugte in der jeweiligen persönlichen Darstellung.
Am 3. Juni 2011 hatte die Stamser Dorfbühne jedoch ein besonderes Highlight zu bieten. Diese Vorstellung wurde von den DolmetscherInnen, Mag. Katina Lair, Mag. Dunja Dietl und Ing. Matthias Haslwanter, für die gehörlosen ZuschauerInnen in die Gebärdensprache übersetzt. „Übersetzt“ trifft jedoch die tatsächliche Umsetzung der DolmetscherInnen nicht. Nach 2 Probenbesuchen und intensivem Studium des Manuskriptes wurde das Stück gleichsam auf ihrer Bühne parallel gespielt. Mit viel Emotion wurde der irre Theodor auf die „2. Bühne“ gebracht. Auch für hörende Zuschauer war es spannend, neben dem gesprochenen Text der SpielerInnen, das Spiel der DolmetscherInnen mitzuverfolgen. Katina, Dunja und Matthias ist es hervorragend und sehr aussdrucksstark gelungen den Text und das „Tun“ der Schauspieler „darzustellen“.
Dieses Projekt wurde von der Vereinskassierin Ilse Seebacher initiiert, vom Vereinsvorstand einstimmig beschlossen und schließlich mit dem gesamten Team der Stamser Dorfbühne verwirklicht. Außer dem Landestheater wollte bisher keine Bühne in Tirol dieses Wagnis eingehen. Aber nach dem Motto: „Wo ein Wille - da ein Weg“ wurde dieses Vorhaben Schritt für Schritt umgesetzt. Und der Erfolg gab der Stamser Dorfbühne Recht. Die Begeisterung war bei den gehörlosen und hörenden Zuschauern ebenso groß wie bei den DolmetscherInnen.
Die Stamserin Frau Traudi Staudacher, Obfrau für den Gehörlosenverein Imst, Landeck und Reutte, hat dieses Vorhaben ebenfalls tatkräftig unterstützt und unter anderem den Kartenvorverkauf für
die gehörlosen Besucher übernommen.
Frau MMag. Oberauer Caroline von der Beratungsstelle für Gehörlose meinte:
"Sie haben ein tolles Projekt auf die Beine gestellt und dürfen dabei nicht außer Acht lassen, welch großen Schritt Sie als kleiner Verein gesetzt haben!
So etwas gibt’s nicht oft und darauf sollten Sie und ihre Mitglieder stolz sein."
Die Gebärdendolmetscherin Mag. Katina Lair meinte:
"Grundsätzlich lässt sich sagen, dass kulturelle Aufträge wie die Dolmetschung einer Lesung oder eben einer Theateraufführung die Sahnehäubchen auf unsrer täglichen Arbeit als
DolmetscherInnen sind.
Für mich persönlich war der Abend in Stams eine rundherum positive Erfahrung. Sowohl hörende als auch gehörlose Zuschauer sind nach dem Stück zu uns gekommen und waren begeistert. Ich
könnte mir vorstellen, dass andere Bühnen durch den "irren Theodor" auf den Geschmack gekommen sind, etwas Ähnliches auszuprobieren.
Das würde bedeuten, dass die Stamser Dorfbühne eine wahre "Pionierleistung" vollbracht hat."
Ich möchte mich noch einmal für Euren Einsatz und Eure Begeisterung bedanken.
Die Situation ist doch keine alltägliche und trägt wesentlich dazu bei, besseres Verständnis zu erzeugen. Ein gelungener Abend und ein schöner Abschluss für die diesjährige Vorstellungsreihe!